Anstehende Gehaltsverhandlungen stellen für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ein heikles Thema dar, das oft mit Unsicherheit und Nervosität verbunden ist. Dabei gilt die Fähigkeit, das eigene Gehalt erfolgreich zu verhandeln, als entscheidender Faktor für die berufliche Entwicklung und das finanzielle Wohlergehen. Doch trotz der großen Bedeutung dieses Themas zögern jährlich zahlreiche Angestellte, ihre Gehaltsvorstellungen offen und direkt anzusprechen, was auf eine Vielzahl unterschiedlicher Gründe, wie die Angst vor Ablehnung oder die Unsicherheit über die angemessene Herangehensweise, zurückgeführt werden kann.
Diese Zurückhaltung kann jedoch bedeuten, dass wertvolle Chancen auf eine Gehaltsverbesserung oder die Möglichkeit eines Aufstiegs in eine höhere Position ungenutzt bleiben. So erscheint es als überaus wichtig, ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass Gehaltsverhandlungen einen integralen Bestandteil der professionellen Laufbahn darstellen und mit der nötigen Vorbereitung und Selbstsicherheit angegangen werden sollten. Eine durchdachte Strategie und das klare Bewusstsein über den eigenen Wert können dabei den entscheidenden Unterschied ausmachen und die Tür zu neuen Karrierechancen öffnen.
Doch wie bereitet man sich am besten auf eine anstehende Gehaltsverhandlung vor?
Um sich optimal auf eine Gehaltsverhandlung vorzubereiten, ist es ratsam, sich umfassend über die eigene Position und die des Unternehmens zu informieren. Dazu gehört, sich über die aktuelle Gehaltsstruktur und -entwicklung im eigenen Berufsfeld und Unternehmen bewusst zu werden, aber auch die eigenen Leistungen und Erfolge konkret benennen und in Bezug auf den Mehrwert für das Unternehmen darstellen zu können.
Beginnen Sie am besten mit einer gründlichen Selbstreflexion. Fragen Sie sich zum Beispiel: Was habe ich in der letzten Zeit zum Erfolg meines Teams oder Unternehmens beigetragen? Welche besonderen Fähigkeiten oder Erfahrungen bringe ich mit, die mich von anderen unterscheiden? Oder: Wie habe ich mich seit meiner letzten Gehaltsanpassung weiterentwickelt und welche zusätzlichen Verantwortungen, Aufgaben oder Projekte erfolgreich gemeistert? Notieren Sie sich die Antworten stichpunktartig und nutzen Sie diese als Grundlage für Ihr Gespräch mit Ihrem/Ihrer Vorgesetzten.
Anschließend sollten Sie den Marktwert Ihrer Position untersuchen. Recherchieren Sie, was Personen mit ähnlichen Qualifikationen und in vergleichbaren Positionen in Ihrer Branche und Region verdienen. Diese Informationen können Ihnen helfen, realistische und fundierte Gehaltsforderungen zu stellen und Ihrem Chef oder Ihrer Chefin gegenüber selbstbewusst aufzutreten. Am besten informieren Sie sich über branchenspezifische Gehaltsreports, Online-Gehaltsrechner und Berufsverbände. Viele Branchenverbände veröffentlichen regelmäßig Gehaltsübersichten, die auf Umfragen und Marktdaten basieren. Zusätzlich bieten Online-Plattformen mit Gehaltsrechnern wie die des Statistischen Bundesamts, Glassdoor oder Gehalt.de wertvolle Einblicke in Gehaltsstrukturen und können Ihnen helfen, ein Gefühl für das marktübliche Gehalt zu erlangen. Darüber hinaus können Sie auch Ihr persönliches Netzwerk nutzen und mit Bekannten oder Kolleg*innen aus Ihrer Branche in Austausch treten.
Wie viel Prozent mehr Gehalt kann bei einer Gehaltsverhandlung verlangt werden?
Die Frage nach dem Prozentsatz einer Gehaltserhöhung ist eine der kniffligsten in einer Gehaltsverhandlung. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Branche, der Position, der Unternehmensgröße und natürlich Ihrer individuellen Leistung. In der Regel gilt: Eine Forderung zwischen 5 und 10 Prozent brutto wird zumeist als realistisch angesehen, vor allem, wenn Sie seit Ihrer letzten Gehaltsanpassung signifikante Leistungssteigerungen oder zusätzliche Verantwortungen übernommen haben.
Es ist jedoch wichtig, flexibel zu bleiben. Manchmal kann es sinnvoller sein, eine geringere prozentuale Erhöhung zu akzeptieren, wenn das Unternehmen beispielsweise zusätzliche Benefits wie flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten oder einen Firmenwagen anbietet. Diese Zusatzleistungen können den geringeren Gehaltszuwachs ausgleichen und sollten in Ihrer Gesamtstrategie berücksichtigt werden.
Denken Sie immer daran, dass eine Verhandlung auch einen Spielraum für Kompromisse bieten sollte. Wenn Ihr Arbeitgeber oder Ihre Arbeitgeberin nicht bereit ist, Ihrem ursprünglichen Gehaltswunsch nachzukommen, seien Sie offen für Verhandlungen und bereit, Ihre Forderungen anzupassen. Wichtig ist jedoch, dass Sie am Ende des Gesprächs das Gefühl haben, einen fairen Wert für Ihre Arbeit und Leistung zu erhalten.
Wie können Argumente überzeugend in einer Gehaltsverhandlung präsentiert werden?
Um in einer Gehaltsverhandlung überzeugend zu argumentieren, ist es wichtig, Ihre Punkte klar und selbstbewusst vorzubringen. Beginnen Sie damit, Ihre im Vorfeld notierten Leistungen und Erfolge mit konkreten Beispielen zu untermauern. Zeigen Sie auf, wie Ihre Arbeit direkt zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat, sei es durch Zahlen, erreichte Ziele oder erfolgreich abgeschlossene Projekte. Je spezifischer und greifbarer Ihre Beiträge dargestellt werden, desto überzeugender wirken Sie.
Neben der Darstellung Ihrer Leistungen ist es ebenso wichtig, Ihre Argumente in einen größeren Kontext einzubetten. Verdeutlichen Sie, wie Ihre Fähigkeiten und Ihr Engagement nicht nur aktuelle Projekte unterstützen, sondern auch zukünftige Herausforderungen des Unternehmens positiv beeinflussen können. Dies zeigt, dass Sie nicht nur an Ihre persönliche Karriere denken, sondern auch das Wohl des Unternehmens im Blick haben. Gleichzeitig kann es sinnvoll sein, Ihre Emotionen gezielt und professionell einzusetzen. Begeisterung für Ihren Job und das Unternehmen kann Ihre Argumente verstärken, während es gleichzeitig wichtig ist, ruhig und gefasst zu bleiben, um Ihre Professionalität zu unterstreichen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Vorbereitung auf mögliche Gegenargumente. Überlegen Sie sich im Vorfeld, welche Einwände Ihr Arbeitgeber oder Ihre Arbeitgeberin vorbringen könnte und wie Sie darauf reagieren können. Eine gut durchdachte Antwort auf potenzielle Bedenken zeigt, dass Sie Ihre Forderung sorgfältig abgewogen haben und bereit sind, ein Gespräch in Form eines konstruktiven Dialogs zu führen. Hören Sie daher aufmerksam zu, was Ihr Gegenüber sagt und gehen Sie auf eventuelle Einwände und Gegenargumente ein. Dies verdeutlicht, dass Sie nicht nur Ihre eigene Perspektive sehen, sondern auch bereit sind, auf die Bedürfnisse und Anliegen Ihres Arbeitgebers oder Ihrer Arbeitgeberin einzugehen.
Generell empfiehlt es sich, die Situation der Gehaltsverhandlung im Vorfeld mit einer vertrauten Person, wie zum Beispiel dem eigenen Partner oder der eigenen Partnerin, durchzuspielen, um Unsicherheiten abbauen und sich gut auf verschiedene Szenarien vorbereiten zu können. Ein wertvoller Tipp ist es, in diesen Probesituationen genau die Worte zu wählen, die Sie auch in der tatsächlichen Verhandlung mit Ihrem Chef oder Ihrer Chefin verwenden möchten. Dies hilft Ihnen, sich mit den Formulierungen vertraut zu machen und sicherzustellen, dass Ihre Argumente klar und präzise sind. Das Sprechen über Ihre Gehaltsvorstellungen in einer simulierten Umgebung wirkt oft Wunder, um Selbstvertrauen zu gewinnen und die richtige Balance zwischen Bestimmtheit und Flexibilität zu finden. So wissen Sie genau, was und wie Sie es sagen wollen und können Ihr Gegenüber um Feedback und hilfreiche Tipps bitten.
Sollten Sie sich lieber professionelle Unterstützung wünschen, kann die Teilnahme an einem Verhandlungstraining Wunder bewirken. Verhandlungstrainings bieten Ihnen nicht nur die Möglichkeit, typische Fehler in Gehaltsverhandlungen zu vermeiden, sondern auch, Ihre Argumentationstechniken zu verfeinern und ein selbstbewusstes Auftreten zu fördern. Ein guter Coach beziehungsweise eine gute Coachin verfügt über wertvolles Wissen, das Ihnen unter anderem dabei helfen kann, während einer Gehaltsverhandlung die richtigen Fragen zu stellen und auf Reaktionen Ihres Arbeitgebers oder Ihrer Arbeitgeberin angemessen zu reagieren.
Sofern Sie auf der Suche nach einem passenden Angebot für sich sind, empfehlen wir Ihnen, sich über unser Seminar „Strategien und Taktiken für Ihren Verhandlungserfolg“ zu informieren. Für Frauen bieten wir außerdem ein spezielles Training an, das sich auf die besonderen Herausforderungen, die Frauen in Verhandlungssituationen begegnen, konzentriert und effektive Strategien für ein optimiertes Selbstbewusstsein sowie diplomatische Fähigkeiten vermittelt.
Wie können Frauen ihre Position in Gehaltsverhandlungen stärken und stereotype Rollenbilder überwinden?
Besonders für Frauen scheint das Einfordern einer Gehaltserhöhung ein eher unangenehmer Schritt in ihrer Karriere zu sein. Studien zeigen deutlich, dass Frauen weitaus seltener um eine Gehaltserhöhung bitten und wenn sie dies tun, zumeist niedrigere Beträge als ihre männlichen Kollegen einfordern. Dieses Phänomen kann sowohl auf gesellschaftliche Normen, als auch auf die eigene Selbstwahrnehmung zurückgeführt werden. Denn viele Frauen neigen dazu, ihre Leistungen zurückhaltender zu präsentieren und vorsichtiger in der Artikulation ihrer Forderungen zu sein.
Um diese Hemmnisse abzubauen und in Gehaltsverhandlungen erfolgreicher zu sein, kann es für Frauen von entscheidender Bedeutung sein, stereotype Rollenbilder aktiv zu hinterfragen und diese zu überwinden. Dies beginnt oft mit der Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins sowie des Bewusstseins für den eigenen Wert. Um diese zu stärken, sollten Sie lernen, ihre Erfolge und Beiträge klar zu identifizieren und überzeugend nach außen zu kommunizieren. Das kann bedeuten, die eigenen Erfolge quantifizierbar zu machen, zum Beispiel durch die Darstellung erzielter Ergebnisse oder das Aufzeigen eigener Fähigkeiten, aber auch das Erlernen und Üben von Verhandlungstechniken und -szenarien beinhalten. In spezialisierten Trainingsprogrammen, wie das durch das M&M Trainings- und Coachinginstitut® angebotene “Verhandlungstraining für Frauen”, können Sie sich genau diese Kompetenzen aneignen und von erfahrenen Expert:innen auf Ihrem Weg zum Verhandlunsgsprofi unterstützt werden. Während dieser Trainings werden Ihnen wichtige Werkzeuge und Techniken in die Hand gegeben, die speziell darauf abzielen, die einzigartigen Herausforderungen, denen Frauen in Verhandlungssituationen begegnen, erfolgreich zu meistern. Durch Rollenspiele, Fallstudien und interaktive Übungen werden Sie praxisnah lernen, Ihre Forderungen selbstbewusst und diplomatisch zu formulieren.
Darüber hinaus kann es hilfreich sein, ein Netzwerk von Unterstützer:innen aufzubauen. Der Austausch mit Kolleginnen, Mentor:innen oder Fachgruppen kann Ihnen wertvolle Perspektiven und Ratschläge bieten und Sie dabei unterstützen, von den Erfahrungen anderer zu lernen. Zusätzlich können Sie und Ihr Netzwerk sich gegenseitig ermutigen und zu einem Paradigmenwechsel beitragen. Denn indem Sie und Ihre Kolleginnen Ihre Gehaltsverhandlungen proaktiv und selbstbewusst zu führen, können Sie nicht nur Ihre finanzielle Entlohnung verbessern, sondern auch aktiv dazu beitragen, stereotype Rollenbilder zu durchbrechen und einen Weg für eine gerechtere und inklusivere Arbeitswelt zu ebnen.
Was ist, wenn die Forderung nach einer Gehaltserhöhung abgelehnt wird?
Wenn Ihre Forderung nach einer Gehaltserhöhung abgelehnt wird, kann dies zunächst entmutigend wirken. Doch es ist wichtig, diesen Moment als einen entscheidenden Zeitpunkt zu betrachten, um Ihre Verhandlungsstrategie zu überdenken und sich auf zukünftige Gespräche vorzubereiten. Beginnen Sie damit, das Gespräch mit Ihrem Chef oder Ihrer Chefin ruhig und professionell zu führen. Es ist entscheidend, zu verstehen, warum Sie gerade jetzt nicht das Gehalt bekommen, das Sie meinen zu verdienen. Fragen Sie nach den Gründen für die Ablehnung und bitten Sie um konstruktives Feedback. Dies kann Ihnen wertvolle Einsichten bieten, um Ihre Argumentation zu schärfen und zu verstehen, was Sie beruflich verbessern können, um Ihr gewünschtes Gehalt in Zukunft zu erlangen.
Betrachten Sie auch alternative Formen der Kompensation. Vielleicht ist es möglich, andere Vorteile zu verhandeln, die nicht direkt mit dem Gehalt zusammenhängen, aber dennoch einen Mehrwert für Sie darstellen. Denken Sie daran, dass Verhandlungen oft ein Prozess sind. Es klingt vielleicht nicht sofort nach Erfolg, aber mit den richtigen Tipps und einer angepassten Strategie können Sie sich besser positionieren, um bei der nächsten Gelegenheit erfolgreich zu sein.
Es ist ebenso wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, inwiefern Ihre Vorgesetzten in Zukunft für eine Gehaltserhöhung offen sein könnten. Versuchen Sie herauszufinden, ob es bestimmte Bedingungen oder Ziele gibt, die erfüllt sein müssen, damit eine Gehaltserhöhung in Betracht gezogen wird. Dies gibt Ihnen nicht nur Klarheit über Ihre aktuelle Position, sondern auch eine Richtung für Ihre weitere berufliche Entwicklung.
Sollten Sie jedoch feststellen, dass es keine realistische Aussicht auf eine verbesserte Stellung oder eine Gehaltserhöhung in Ihrem aktuellen Job gibt, könnte es an der Zeit sein, über einen Jobwechsel nachzudenken. Manchmal ist der Wechsel zu einer/m anderen Arbeitgeber:in der effektivste Weg, um beruflich voranzukommen und die Anerkennung sowie das Gehalt zu erhalten, das Sie verdienen. Denken Sie daran, dass Ihre berufliche Entwicklung und Zufriedenheit von entscheidender Bedeutung sind und manchmal erfordert dies auch mutige Entscheidungen für Veränderungen.