73.000 Suchanfragen auf Google pro Monat und rund 500 Personen, die den kostenlosen Mimikresonanz-Test auf meiner neuen Homepage innerhalb von nur zwei Monaten durchgeführt haben. Auch bei meinen Kundenanfragen geht es immer wieder um dieses Thema. Empathie scheint die Menschen also wirklich zu fesseln.
Das Wort “Empathie” ist in unserem täglichen Sprachgebrauch fest verankert.
Oft hört man auch Freunde, Bekannte, Kollegen oder Familienmitglieder floskelhaft von sich behaupten, sie seien sehr empathisch.
Doch nur, weil dieses Wort überaus häufig genutzt wird, heißt es nicht, dass wir wirklich verstanden haben, was sich dahinter eigentlich versteckt – geschweige denn, dass alle Menschen wirklich so empathisch sind, wie sie es behaupten.
Grund genug, dem ganzen Thema mal etwas genauer auf den Zahn zu fühlen.
Was ist denn nun “Empathie”?
Die klassische Definition von Empathie ist: die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, die Gefühle, die sie über ihre Mimik und Gestik nach außen transportieren, richtig zu deuten und entsprechend zu handeln.
Wenn wir empathisch sind, heißt es also “ich sehe, was du fühlst”; wir geben eine emotionale Antwort auf das Leid oder die Freude unserer Mitmenschen. Das zeigt eine tief im Menschen verankerte Bereitschaft, anderen zu helfen. Evolutionär gesprochen, dem Gruppenwohl zu dienen.
Heute unterscheiden wir zwischen zwei verschiedenen Arten von Empathie:
- Kognitive Empathie:
Kognitive Empathie sagt soviel aus wie “Ich sehe, was du fühlst und ich reagiere angemessen darauf.” Dahinter steckt die Mischemotion Mitgefühl.
Wollen wir unser Gegenüber da erreichen, wo er ist und ihn unterstützen, mit seiner Empfindung gut umzugehen, dann ist die kognitive Empathie genau die Haltung, die dabei hilft; unser Gegenüber fühlt sich verstanden. Unser tiefstes menschliches Bedürfnis – Akzeptanz und Wertschätzung – wird damit zufrieden gestellt.
Sind wir Führungskraft, Projektleiter, Unternehmer, Coach, Trainer oder auch Mentor, dann ist gerade diese Haltung enorm wichtig. Mit ihr gehören “Argumente-Ping-Pong”, das Anbieten sofortiger Lösungen oder auch ein wertendes Verhalten unsererseits der Vergangenheit an.
- Affektive Empathie:
Bei der affektiven Empathie lautet der Leitsatz bzw. die Haltung dahinter: “Ich fühle, was du fühlst.” In der Regel ist das eine Empfindung wie Mitleid. Und wer will schon Mitleid?
Warum ist Empathie die Währung des 21. Jahrhunderts?
“Wer in der Business-Welt Mitgefühl zeigt und nicht auch die Ellbogen ausfährt, der zieht am Ende selbst den Kürzeren!”
So oder so ähnlich lautet ein weit verbreiteter Mythos, der die Empathie umgibt; sie hat in der Geschäftswelt rein gar nichts zu suchen. Und damit nicht genug: Wer sich empathisch zeigt, hat hierdurch im schlimmsten Fall noch einen Nachteil.
Aber vielleicht führt ja gerade diese befangene Einstellung dazu, dass viele Menschen unnötigerweise zu schnell die Ellbogen ausfahren und ihr Gegenüber, den Verhandlungs- oder Geschäftspartner, oder auch die eigenen Teamkollegen als Konkurrenten sehen.
Wenn wir uns aber auch in der Business-Welt darauf besinnen, was Empathie wirklich bedeutet, nämlich Emotionen richtig zu deuten und einzuordnen, können wir Empathie nicht nur in unserem sozialen Umfeld, sondern auch in der Geschäftswelt zu unserem Vorteil nutzen.
Empathie bei Führungskräften
Trotz des Leistungsdrucks durch einen immer weiter steigenden Wettbewerb hat sich das Führungsideal weg vom konservativen, strikten und auf Hierarchien bedachten Führungsstil stark geändert; heute wird Empathie gerade bei Führungskräften mehr und mehr vorausgesetzt, denn die sogenannten “Soft Skills” spielen eine immer größer werdende Rolle.
Denn die Lage ist geradezu dramatisch: Der Wirtschaft gehen die Leute aus und in allen Bereichen fehlt es an Nachwuchskräften. Während sich bis vor kurzem noch die Bewerbungen stapelten, können heute nur noch mit Mühe und Not Ausbildungsplätze vergeben werden.
Hinzu kommt, dass neben den rückläufigen Bewerberzahlen auch die Qualität häufig zu wünschen übrig lässt.
In Zeiten des demografischen Wandels, Vollzeitbeschäftigung, Fachkräftemangel und offenen Stellenausschreibungen ist es deshalb umso wichtiger, Führungskräfte zu haben, die Mitarbeiter binden und begeistern können. Ohne Empathie funktioniert das nicht.
Gerade hochgradig erfolgreiche Unternehmen haben es verstanden, dass ein strikt autoritärer Führungsstil wenig zielführend ist und sich sogar negativ auf die Produktivität der Mitarbeiter auswirken kann.
Employer Branding, die Darstellung der positiven Firmenkultur (nach außen), gute Rahmenbedingungen und eine angenehme Arbeitsatmosphäre gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Immer stärker werden somit Führungskräfte gesucht, die die Potenziale ihrer Mitarbeiter erkennen und diese auch fördern.
Zudem zeichnet sich eine Führungskraft mittlerweile darüber aus, dass sie sich eher im Hintergrund aufhält und ihre Mitarbeiter von dort aus unterstützt.
Eine Führungskraft, der das nötige Maß an Empathie fehlt, kann sich schlecht unter Beachtung aller Umstände in die Mitarbeiter hineindenken und -fühlen und verliert hiermit nicht nur in den sich stetig weiterentwickelnden Unternehmen, aber auch generell auf dem Arbeitsmarkt sein Standing.
Empathielose Menschen ecken in der Arbeitswelt immer stärker an
Unsere Welt funktioniert unglaublich schnell; die Verbreitung von Informationen findet mittlerweile mit Hilfe des Internets und der sozialen Medien innerhalb weniger Sekunden statt – und das weltweit.
Nachwuchskräfte, die der Generation Z angehören (geboren nach dem Jahr 1999), haben die Digitalisierung des Alltags bereits komplett in ihr Leben integriert und sind folglich mit den neuen Medien mehr als vertraut.
Auch im Hinblick auf die Werte dieser Generation hat ein interessanter Wandel stattgefunden; statt nach dem größten Besitz strebt man eher danach, zu reisen, Erfahrungen zu machen und neue Freunde zu finden – und das natürlich nicht nur in der eigenen Heimat, sondern bestenfalls auf der ganzen Welt. Mit einer ununterbrochenen Verbindung durch das Internet und die sozialen Medien sowie mit günstigen Reisemöglichkeiten stellen weite Distanzen für den Großteil unserer Gesellschaft kein Problem mehr dar.
All das trägt dazu bei, dass gerade dieser Generation Attribute wie Weltoffenheit und Toleranz zugeschrieben werden – Attribute, die in einer unmittelbaren Verbindung zum Thema Empathie stehen!
Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Arbeitswelt:
Vertreter der “Gen Z” erwarten jene Werte auch an ihrem Arbeitsplatz.
Sind Führungskräfte nicht empathisch, sind Mitarbeiter dieser Generation ziemlich schnell wieder weg.
Was passiert also, wenn wir nicht empathisch sind?
Wenn wir nicht empathisch sind, sind unsere Fähigkeiten, uns in andere Menschen zu versetzen, nicht sonderlich ausgeprägt; wir interpretieren die Emotionen unseres Gegenübers unter Umständen falsch oder sogar gar nicht, weil sie uns nicht einmal auffallen.
Beides ist gleichermaßen verhängnisvoll: Reagieren wir nicht auf die Emotionen anderer Menschen, weil wir sie gar nicht wahrnehmen, fühlt sich unser Gegenüber nicht verstanden. Interpretieren wir die Emotionen unseres Gegenübers falsch und zeigen darauf eine entsprechend falsche Reaktion, so entstehen Missverständnisse und (wahrscheinlich von beiden Seiten ungewollte) Konflikte.
Reagiert ein Mensch nicht mit ausreichend Empathie auf unsere Emotionen, kann das den Anschein von Desinteresse erwecken – darunter leidet das Selbstwertgefühl.
Erscheint man also empathielos, fällt es anderen Menschen schwer, Vertrauen und tiefe Bindungen einzugehen.
Kurzum: Wir lösen ungewollt bei unserem Gegenüber unangenehme Emotionen aus – keine gute Voraussetzung für einen positiven Beziehungsaufbau.
Das ist logischerweise nicht nur in unserem privaten Umfeld problematisch – auch in der Geschäftswelt ist Vertrauen unabdingbar für Kunden, Kollegen oder wichtige Geschäftspartner; wer seinem Gegenüber nicht vertraut, macht ihm auch ungern Zugeständnisse in Verhandlungen.
Eine von kognitiver Empathie geprägte Verhaltensweise ist somit in allen Bereichen der erste Schritt zu einer guten Vertrauensbasis.