Andrea ist Abteilungsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen. Sie kommt zu mir ins Coaching, weil sie die Arbeitstage so stressen, dass ihr häufig ganz schlecht ist und sie keinen Schlaf mehr findet. „Mir ist am Sonntagmorgen beim Aufwachen schon übel, wenn ich nur daran denke, am nächsten Tag wieder ins Büro zu müssen.“
Mit Hilfe der CORE-Fragetechnik bitte ich sie, die Situation zu beschreiben, die für sie besonders herausfordernd ist. Schnell sind wir bei einem der Geschäftsführer angelangt, mit dem es häufig zu Diskussionen und Ärger kommt.
Ich beobachte, dass für den Bruchteil von Sekunden ihre Augenbrauen-Innenseite zuckt. Ein Hinweis auf Trauer. „Wenn ich es richtig sehe, macht Sie die Situation traurig?“ Andrea sagt direkt: „Ja, ja das stimmt.“
Und weiter: „Traurig? Das war mir gar nicht bewusst. Aber er ist erst seit kurzem in der Position und meint, er müsse das, wofür wir stehen, über den Haufen werfen. Das macht mich traurig. Als wäre das, was wir bisher getan haben, nichts wert.“
Die Mikroexpression in Andreas Gesicht hat etwa 100 Millisekunden angedauert. Hätte ich sie übersehen, wären wir möglicherweise gar nicht zu diesem Punkt vorgedrungen.