Das Zusammenspiel vom hedonistischen und eudaimonistischen Glücksempfinden in der Arbeitswelt.
“Mein Job als Kellnerin macht mir zwar unglaublich viel Spaß, aber er erfüllt mich nicht wirklich!”
“Ich verdiene zwar richtig viel Geld in dieser Bank, aber quäle mich jeden Morgen aus dem Bett…”
Solche Zitate kennt wohl jeder und viele haben bereits diese Erfahrung für sich gemacht: Da hat man einen Job, der scheinbar perfekte Rahmenbedingungen bietet – er bringt viel Geld, man setzt sich für etwas Gutes ein oder die Tätigkeit macht einfach viel Spaß.
Was bringt uns dennoch dazu, damit trotzdem nicht zufrieden zu sein oder schlussendlich sogar doch das Handtuch zu werfen?
Neben nicht unwichtigen Faktoren wie persönlicher Motivation, dem eigenen Durchhaltevermögen und der Belastbarkeit gibt es zwei Komponenten, die besonders wichtig sind für unser Glückserleben in der Arbeitswelt, also wie sehr uns unser Beruf erfüllt. Wenn eine der beiden Komponenten gegeben ist, können wir bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass wir zufrieden in unserem Job sind.
Letztendlich funktionieren die beiden Komponenten aber nur als Team optimal.
Die Rede ist zum einen vom hedonistischen und zum anderen vom eudaimonischen Glücksempfinden.
Während das Wort “Hedonismus” den meisten wahrscheinlich bereits ein Begriff ist, sieht es bei dem Wort “Eudaimonie” hingegen etwas anders aus.
He·do·nis·mus
Hedonistisches Wohlbefinden
Das Wort Hedonismus definiert eine Weltanschauung, die nach der antiken philosophischen Lehre das Streben nach Sinnenlust und -genuss darstellt. Das private Glück wird in der Erfüllung individueller, physischer und psychischer Lust gesehen.
Einfach übersetzt bedeutet das, dass man ohne Zwang all dem nacheifert, was einen wirklich glücklich macht und sich Tätigkeiten hinzugeben, die die eigene Lust maximieren und Schmerz verringern.
Im normalen Sprachgebrauch wirkt das Wort “Hedonismus” daher auch leicht negativ besetzt; “hedonistisch” kann beispielsweise die Beschreibung sein für einen hemmungslosen Lebensstil; übermäßiger Konsum, zum Beispiel von Genuss- und Rauschmitteln, ist ungesund und macht uns auf lange Sicht krank.
Betrachten wir Hedonismus im Arbeitskontext, befinden wir uns hingegen fernab von ausufernden Eskapaden:
Ein hedonistisches Glücksempfinden in der Arbeitswelt beschreibt im weiten Sinne ganz einfach Tätigkeiten, die uns Spaß machen und Freude bereiten. Die also unsere Lust in diesem Sinne steigern und folglich “Schmerz” oder negative Erlebnisse, zum Beispiel Langeweile oder negative Gedanken verdrängen.
Eu·dai·mo·nie
Eudaimonisches Wohlbefinden
Die Begrifflichkeit eudaimonisches Wohlbefinden leitet sich ab vom Wort “Eudaimonia”. “Eu” bedeutet “gut” und “daimonia” Dämon oder Geist. Einfach übersetzt sprechen wir hier also von einem “guten Geist”.
Hiermit ist gemeint, einen “guten Geist” zu bewahren oder unserer Seele etwas Gutes zu tun, indem wir uns mit Dingen beschäftigen, die mit unserem Gerechtigkeitsempfinden in Einklang gebracht werden können oder die aus unserer Sicht einem höheren Zweck dienen, sodass wir uns mit dieser Tätigkeit im Inneren identifizieren können und ein hohes Selbstbild bewahren.
Wenn wir dies wieder im Kontext der Arbeitswelt betrachten, dann würden wir eine Tätigkeit ausüben, in der wir einen Sinn sehen und die mit unseren Werten in Einklang gebracht werden kann; liegt uns das Wohl der Gesellschaft am Herzen, könnte sich eine passende Tätigkeit im sozialen Bereich oder in der Politik anbieten. Haben wir Interesse an Geschichte, finden wir womöglich diesen Sinn in der Arbeit in einem Museum.
Aber wieso sind nun beide Komponenten entscheidend, wenn wir unseren Traumjob oder sogar nach unserer Berufung suchen?
Schauen wir uns alle machbaren Konstellationen einmal genauer an. Insgesamt sind das vier mögliche Ausgänge:
Hedonistisches und Eudaimonisches Wohlbefinden in der Arbeitswelt
Der sinnlose Job
Die Tätigkeit erfüllt für Sie keinen persönlichen Zweck; Sie gehen lediglich zur Arbeit, um Geld zu verdienen. Es lohnt sich nicht, mehr Energie in die Arbeit zu stecken als das, was notwendig ist, denn Ihre Anstrengungen erfüllen keinen tieferen Sinn. Sie haben hier einen Job an der Angel, der Sie nicht erfüllen kann und wird.
Die Aufopferung
Sie geben alles für Ihren Job, denn Sie sehen die Früchte Ihrer Arbeit. Es macht Ihnen zwar nicht sonderlich viel Spaß, aber die Erfüllung des guten Zwecks, was auch immer das für Sie persönlich ist (ein sozialer Zweck, die Ernährung der Familie oder ein anderer individueller Grund) lassen Sie weitermachen, auch wenn es kräftezehrend ist.
Die angenehme Tätigkeit
Sie können sich eigentlich nicht beklagen; auf der Arbeit finden Sie gute Rahmenbedingungen vor. Das kann zum einen sein, weil Ihr Arbeitgeber einen tollen Ort geschaffen hat, die Arbeit zu verrichten und/oder weil die Kunden oder das kollegiale Umfeld einfach toll sind. Der einzige Minuspunkt: Ihre Arbeit erachten Sie als nicht sonderlich relevant oder sinnvoll; sie trägt zu keinem höheren Zweck bei oder widerspricht Ihrem Werteempfinden, weshalb diese berufliche Tätigkeit nicht wirklich erfüllt.
Die Berufung
Hier trifft nun die Komponente des hedonistischen Glücksempfindens endlich auf die des eudaimonischen Glücksempfindens. Jackpot!
Die Tätigkeit macht Ihnen viel Spaß. Sie kommen gerne auf die Arbeit und können sich über das, was Sie tun, freuen. Dazu kommt, dass Sie sehen, wofür Sie Ihre Arbeit tagtäglich leisten. Ihre Arbeit erfüllt einen Sinn, der Ihrem Werteverständnis entspricht – das lässt Sie aufblühen.